Mein Ziel: Wenn auch nur ein Unternehmer durch diesen Beitrag bessere Entscheidungen trifft, habe ich mein Ziel mit diesem Post erreicht.
In Deutschland gibt es 2024 schätzungsweise 30.000 Insolvenzverfahren, aber nur rund 35 StaRUG-Verfahren. Das zeigt, wie viel Potenzial in diesem Instrument steckt, das leider zu wenig genutzt wird.
Hier sind die Basics, die Sie kennen sollten:
Wann droht Geschäftsführern bei Insolvenzverschleppung eine Haftstrafe?
Bei Schulden bis 200.000 € kann mit einer Bewährungsstrafe bis zu 2 Jahren gerechnet werden. Ab dieser Schwelle steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Haftstrafe von 2 bis 5 Jahren.
Welche Verfahren gibt es bei Liquiditätsproblemen?
Ohne öffentliche Bekanntmachung:
- Gläubigervergleich/Schuldenschnitt: Durch Verhandlungen.
- StaRUG-Verfahren: Strukturierter Schuldenschnitt zur Fortführung des Unternehmens.
Mit öffentlicher Bekanntmachung:
- Insolvenzverfahren: Ziel ist eine bestmögliche Verwertung für Gläubiger.
- Insolvenzplanverfahren: Strukturierte Fortführung oder Abwicklung.
Wann ist ein Unternehmen insolvent?
- Zahlungsunfähigkeit: Wenn fällige Rechnungen nicht gedeckt sind und dieser Zustand länger als 3 Wochen andauert.
- Falle 1: Verkäufe sinken, es kommt Ware und die muss bezahlt werden
- Falle 2: „Überraschende“ Steuerzahlungen
- Falle 3: Vermutung das der Lagerwert relevant ist
- Drohverlust: Wenn das Unternehmen absehbar innerhalb der nächsten 2 Jahre zahlungsunfähig wird
- Überschuldung: Wenn Verbindlichkeiten den Wert des Vermögens übersteigen.
- Zum Beispiel: Kredite sind höher als der Wert von Geld, Warenbestand, Anzahlungen
- Falle 1: Lagerbestand ist unverkäuflich und nichts mehr wert
Wann droht Privatinsolvenz?
Bei persönlicher Haftung für Firmenschulden und Zahlungsunfähigkeit.
Lösungsmöglichkeiten für Unternehmer:
- Frühzeitige Maßnahmen: Liquiditätsplanung über 3 bis 24 Monate.
- Reduzierung der persönlichen Haftung: Z. B. Factoring Richtung Kunden und/oder Lieferanten oder Verhandlung von Zahlungszielen.
- Regelmäßige Monatsabschlüsse: Grundlage für präzise Planung.
Wann begehe ich Insolvenzverschleppung?
- Fällige Rechnungen werden mehr als 3 Wochen nicht bezahlt
- Es hätte absehbar sein müssen, dass das Unternehmen zahlungsunfähig wird, es wurde aber geprüft und nicht gegengesteuert
- Das Unternehmen hatte keinen Wert mehr, aber da die Buchhaltung nicht ordentlich war, hat man es nicht gesehen und nicht entsprechend reagiert
- Der Insolvenzantrag ist nicht innerhalb von 3 Wochen nach feststellen der Situation gestellt worden
Wie kann ich mein Unternehmen „beenden“?
- Insolvenzverfahren, dies löst jedoch automatisch Konsequenzen wie eine Prüfung für ein Strafverfahren wegen Insolvenzverschleppung aus. Dies sollte man vermeiden
- Liquidieren, das Geschäft schließen und 1 Jahr ruhen lassen
- Falle 1: Schließungskosten können zur Insolvenz führen (Mieten, Gehälter, Kundenforderungen, Buchhaltungskosten + Jahresabschlüsse, Warenrabatte, höherer Werbungskosten)
Wie kann ich rechtzeitig sehen, ob mein Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit gerät?
- Liquiditätsplan als höchste Priorität über mindestens 3 Monate, ideal 2 Jahre (Beispiel anbei)
- In welcher Woche ist welche Zahlung fällig
- In welcher Woche kommt welches Geld rein
- Wieviel Liquidität ist somit in welcher Woche vorhanden
- Rechtzeitig korrigierende Maßnahmen einleiten
- Liquiditätsplan aus Sales-Plan ableiten und gegen Check mit der Buchhaltung
Wie bekomme ich einen Monatsabschluss aus der Buchhaltung?
Siehe mein separater Post dazu (Link zum Post)
Wie läuft eine Restrukturierung ab? - Ziel ist der Fortbestand des Unternehmens
- Analyse der Ausgangslage
- Entwicklung eines Ganzheitlichen Planes mit dem Ziel das Unternehmen langfristig stabil und profitabel zu gestalten
- Umsetzung der Maßnahmen
- Überwachung und Anpassung
Wie läuft ein StaRUG ab? - Ziel ist der Fortbestand des Unternehmens
- Erstellung eines tragfähigen Konzeptes für den Kern des Unternehmens um diesen langfristig stabil und profitabel zu halten
- Gutachten über eine Positive Fortführungsprognose (Alternativ Insolvenz)
- Verfahrenseröffnung bei Gericht (Anwaltszwang, nicht öffentlich)
- Erstellung eines Planes für den Schuldenschnitt
- Gläubigerverhandlungen
- Gläubigerabstimmung
- Bestätigung des Schuldenschnittes durch das Gericht
Wie läuft ein Insolvenzverfahren ab? – Ziel ist eine bestmögliche Verwertung für die Gläubiger
- Antragstellung
- Vorläufige Insolvenzverwaltung
- Einleitung einer Prüfung auf Insolvenzverschleppung
- Eröffnung des Insolvenzverfahrens
- Ggf. Insolvenzplan
- Gläubigerversammlung
- Umsetzung / Verwertung
